Theater kann so Vieles sein – dies wurde den Schülern und Schülerinnen der 12. Klassen am 23.10.20205 bewusst, als sie sich das Stück „Kohlhaas“ auf der Kleinen Bühne des Plauener Theaters ansahen. Erwartet wurde ein normales Schauspiel, bekommen haben sie ein Schauspiel, ein Marionetten-/Puppentheater, ein Musiktheater sowie ein Mitmachtheater.

Alles begann mit drei Clowns – Maskenfiguren eigener Art namens Hanscarl, Pimpernelle und Mädesüß, die auf einer Schaukel über die Bühne schwebten. Aber Achtung! Nicht unter den Rock gucken, ja? Wie sollten jetzt aber diese 3 Clowns die Geschichte des Michael Kohlhaas darstellen können? Dazu wären doch viel mehr Schauspieler notwendig, denn die Novelle „Michael Kohlhaas“ (1810) erzählt die Geschichte des Pferdehändlers Michael Kohlhaas, der vom Streben nach Gerechtigkeit in fanatischen Rachedurst getrieben wird.
Der rechtschaffene Bürger Kohlhaas wird auf einer Reise zu einer Pferdemesse vom Junker Wenzel von Tronka unrechtmäßig aufgehalten und gezwungen, zwei Pferde als Pfand zurückzulassen. Trotz späterer Bemühungen, die Tiere und sein Recht zurückzuerlangen, erfährt Kohlhaas keine Gerechtigkeit, da korrupte Adelige und Behörden den Fall verschleppen.
Aus dem Gefühl tiefster Kränkung und Rechtsverweigerung heraus greift Kohlhaas zur Selbstjustiz, sammelt Anhänger und führt einen blutigen Aufstand gegen die Obrigkeit. Erst nach langen Kämpfen wird ihm ein gerechtes Verfahren zugesagt. Zwar wird ihm Recht in der Sache gegeben, doch wegen seiner Gewalttaten wird er selbst zum Tode verurteilt und hingerichtet.
All diese Personen, Handlungen sowie Orte wurden durch die 3 Clowns sehr kreativ realisiert. Ein Hut etwa ließ sie in verschiedene Rollen schlüpfen, Bettlaken wurden zu einer Burg sowie einem Burggraben und anderen Orten und auch das Kämpfen mit einigen tödlichen Verlusten wurde mithilfe von roten Bändern dargestellt. Eine musikalisch passende Begleitung und Gesang durften auch nicht fehlen, was von den Lernenden ausgesprochen positiv aufgenommen wurde. Jedoch wurden auch die recht schwierigen Themen der Novelle aufgegriffen und diskutiert: War Kohlhaas‘ Verhalten in Ordnung? Ist Selbstjustiz ein gutes Mittel, um seiner Kränkung Ausdruck zu verleihen?
Man muss wirklich sagen, dass Hanscarl, Pimpernelle und Mädesüß eine gelungene Arbeit geleistet haben, welche sicher auch recht anstrengend war. Daher durfte das Schaukeln am Ende des Schauspiels nicht außer Acht gelassen werden. Darauf legten die Clowns großen Wert. Aber Achtung! Nicht unter den Rock gucken, ja?
Text: Fr. Wogenstein
