Moderner Geschichtsunterricht kennt keine Entfernungen

Moderner Geschichtsunterricht kennt keine Entfernungen – diese spannende Erfahrung machte vorige Woche die Klasse 10b. 

Auf Vermittlung ihrer Klassenkameradin, Caroline Anstock, konnten die Schülerinnen und Schüler per Videokonferenz ein Zeitzeugengespräch führen. Die Gesprächspartnerin, Frau Linda Jumez, lebt im ca. 1200 km entfernten französischen Ort Cambrai.

Frau Jumez antwortete fast 90 Minuten lang auf die Fragen, die ihr vorher von der Klasse übermittelt wurden. Wenn man erfährt, dass sie Jahrgang 1936 ist, kann man schon ahnen, dass sie viele historische Ereignisse für uns nacherlebbar machen konnte. So erzählte sie von ihrer Schulzeit in einem kleinen Dorf in Pommern, von der Flucht vor der anrückenden Roten Armee, von der abenteuerlichen Rückkehr ihrer Familie in ihre Heimat, die inzwischen zu Polen gehörte, und aus der sie als Deutsche schließlich ausgewiesen wurden. Besonders ergriffen waren die Zuhörer vom schweren Anfang der Flüchtlinge in Bayern, wo sie nach ihrer Flucht landeten und sich mit vielen Schwierigkeiten ein neues Leben aufbauen mussten.

Frau Jumez ging als junge Frau nach Frankreich, wo sie auch heute noch lebt, aber sie hat auch viele andere Länder kennengelernt.  Ihr Mann war Mitglied der französischen Widerstandsorganisation „Réseau Alliance“ und entkam nur knapp der Verfolgung durch die deutschen Besatzer. Auf die Frage nach dem Verhältnis zwischen Deutschen und Franzosen kurz nach dem Krieg berichtete sie, dass ihre französische Gastfamilie sie damals als Skandinavierin vorgestellt hätte.

Die Zeit verging wie im Flug und man hätte in der Klasse eine Stecknadel fallen hören, so gespannt lauschten alle den Ausführungen. Auf Vorschlag der Schülerinnen und Schüler gibt es die Überlegung, eine Videokonferenz mit Frau Jumez in größerem Rahmen mit allen 10. Klassen durchzuführen. 

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Frau Jumez für die interessanten Schilderungen aus ihrem Leben, wünschen ihr vor allem beste Gesundheit und würden uns über ein weiteres Zeitzeugengespräch sehr freuen. Herzlichen Dank auch an Caroline für die Vermittlung.

Text und Fotos: Fr. Schreyer